The Final Symphony – A Beethoven Anthology Comic Rezension
Musiker und Mythos, gigantisch und zerbrechlich, zu Lebzeiten schon eine Berühmtheit und doch war er sein ganzes Leben allein. Kein Musiker, ob klein oder groß, kommt an ihm vorbei, denn seine Werke formten den Pfad der Musik über Jahrhunderte hinweg – und doch konnte er sie selbst kaum hören. Ludwig van Beethoven. Doch wie war sein Leben und sein Wirken? Wer waren die Menschen an seiner Seite? Was waren seine größten Erfolge, seine Verluste und wie seine letzten Stunden? In einem eindrucksvollen illustrierten Roman aus dem Hause Z2Comics können Musik- und Comicfans das Leben eines der größten Musikers unserer Zeit auf eine ganze neue Art und Weise (wieder)entdecken.
„Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren hört.“ [1]
Das sagte Johannes Brahms. Zu Lebzeiten erreichte Beethoven unter Musikern und Bewunderen – aber auch unter Menschen, denen Sympathie er durch sein Temperament verwirkte – Legendenstatus. Musik- und Geschichtswissenschaftler haben über Dekaden hinweg mehrere Biografien und Werkanalysen mit hunderten von Seiten veröffentlicht. Auch fanden sich viele Regiesseure für Dokumentationen und Spielfilme verpflichtet, ihren Teil zur Legendenbildung Beethovens beizutragen.
Eine ganz neue Perskpektive, hier vorallem für jüngere Generationen, bietet die Graphic Novel „The Final Symphony: A Beethoven Anthlology“. Mit eindrucksvollen Illustrationen, geschichtlicher Akkuranz, humervollem Anekdoten und kreativen Einarbeitung von Beethoven’s berühmten Werken und Schicksalschlägen, ist dieses Buch ein Muss für Comicliebhaber und Lieberhaber klassischer Musik zugleich.
Der illustierte Roman beginnt, wie so üblich, am Anfang, der Kinderheit des jungen Ludwig und die damit erfahrenene Gewalt. Dunkel, düster und voller Wut, zeigen die eindruckvollen Zeichnungen das zerbliche Genie in jungen Jahren. Im Laufe der Zeit lernt Ludwig viele brühmte Personlichkeiten, darunter natürlich Christian Gottlob Neefe, sein erster Lehrer, und Joesph Haydn. Für die, die noch Beethovenfans werden möchten, verrate ich die anderen Auftritte nicht. Also, es bleibt spannen… vorallem das Ende. Hier kommen noch einige zeitgenössische Künstlerinnen und Künster zu Wort.
Neben der geschichtlichen Darstellung werden auch wichtige Werke illustiert, welche Beethoven damals als Inspiration dienten, darunter „Turandor“, „Faust“, „Hermann & Thusnelda“, und natürlich „An die Freude“ von Schiller. Nicht weniger kreativ ist die Darstellung, wie Ludwig langsam aber sicher sein Gehört verliert und dafür an den Kurort Heiligenstadt reist. Sprechblasen, welche Buchstaben verlieren, welche Lückentexten ähneln, verschwomene Gesicher und ein Tuscheln im Hintergrund skizzieren den Verlust des wichtigsten Sinnes für einen Musiker… sein Gehör.
Ein großer Familienaskpekt, nämlich die komplexe und verworrene Beziehung zu seinem Neffen Karl und dessen Mutter werden im Roman jedoch nicht näher beleuchtet. Dies wäre tatsächlich noch einige Seiten wert gewesen, aber, ob für so ein Genie überhaupt eine fixe Seitenzahl unter 1000 reicht?
Mit knapp 150 Seiten voller eindrucksvoller Zeichnungen, spannenden Zeitsprüngen, geschichtlichen Meilensteinen und zahlreichen Randnotizen voll mit Hintergrundinformationen, die auch den einen oder anderen Kenner überraschen dürfte, ist das Buch auf jeden Fall näheren Blick wert.
_______________________________
Quellen
[1] Max Kalbeck: Johannes Brahms. 1. Band, 4. Auflage, Berlin: Deutsche Brahms-Gesellschaft, 1921, S. 165